Dass Musik entspannend wirken kann, ist keine neue Erkenntnis. Bereits im 16. bis 18. Jahrhundert wurden Kompositionen, beispielsweise von Bach, Vivaldi und Händel, in Labors auf ihre körperliche und geistige Wirkung untersucht. Schon damals wurde nachgewiesen: Bestimmte Rhythmen der barocken Musik führen zur Entspannung des Körpers und zu einem entspannten, wachen Geist.
Mental entspannt durch Alphawellen
Unsere Gehirnströme sind im „normalen“ Wachzustand durch so genannte Betawellen charakterisiert. Wenn du also beispielsweise gerade arbeitest, ein Problem löst oder einen spannenden Artikel liest, befindest du dich im „Betazustand“. Ein mentaler Entspannungszustand zeichnet sich dagegen durch Alphawellen im Gehirn aus. Dabei schläfst du nicht. Du nimmst also alles um sich herum wahr. Dein Kopf ist aber angenehm leer und du fühlst dich entspannt und locker. Mit Hilfe von Entspannungstechniken oder aber entspannender Musik kannst du diesen „Alphazustand“ erreichen.
Rhythmen mit entspannender Wirkung
Um den „Alphazustand“ im Gehirn durch Musik zu erreichen, muss diese einem bestimmten Rhythmus folgen. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass harmonische und melodische Musik, die gleichmäßig fließt und deren Takt dem entspannten Pulsschlag von etwa 60 Schlägen pro Minute entspricht, den entspannenden Alphazustand herbeiführt. Unser Körper versucht, seine Funktionen dem Rhythmus der Musik anzugleichen: Die Muskulatur wird locker, Herz und Atmung beruhigen sich, der Blutdruck sinkt und die Hirnstromkurve verändert sich. Die im Wachzustand vorherrschenden Betawellen werden zu entspannenden Alphawellen. Diese meditative Wirkung zeigen zahlreiche Musikkompositionen. Wissenschaftlich getestet wurden z. B. folgende Werke:
- Johann Sebastian Bach: Aria zu den Goldberg-Variationen, Largo aus dem Konzert für Cembalo solo in F-Dur
- Georg Friedrich Händel: Alle langsamen Sätze aus Concerti grossi op. 6, Nr. 1-12, Largo aus dem Konzert für Viola, Streicher und Basso continuo in G-Dur
- Antonio Vivaldi: Largo aus dem "Winter", die Vier Jahreszeiten, Flautinokonzert in E-Moll, op. 44, Largo
Anwendungsbereiche entspannender Musik
In der Regel eignet sich die Anwendung von entspannender Musik für jede Alters- und Zielgruppe. Entspannungsmusik kann beispielsweise dazu dienen
- Alltags- und Berufsstress abzubauen
- Eine angenehm ruhige Atmosphäre und eine positive Grundstimmung zu erzeugen
- innere Ruhe zu bewirken und Angst zu lösen
- Schlafstörungen oder chronische Schmerzen, z. B. Migräne, zu reduzieren
- klassische Entspannungsverfahren, z. B. Autogenes Training, progressive Muskelentspannung, zu begleiten
- die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit zu steigern
- die Lern- und Merkfähigkeit zu verbessern
Unser Tipp:
Am Arbeitsplatz kannst du dich allein durch die Vorstellung von Musik entspannen. Schließe in einer ruhigen Minute die Augen und höre "im Geiste" Musik. Wenn du das Stück gut kennst, funktioniert die Entspannung recht gut.
Wärme zur Verstärkung des Entspannungseffekts
Wenn du zuhause Musik hörst, achte darauf, dass du dies in einem angenehm temperierten Raum tust. Denn Wärme tut einfach gut – sie besänftigt unser Gemüt und wirkt herrlich entspannend. Mit einem heißen Getränk kannst du den Wohlfühleffekt durch Wärme von innen verstärken. Eine heiße Milch, Früchte- oder Kräutertee tun gut.
Essen und Musik
Essen und trinken in angenehmer Atmosphäre – das ist wichtig für Gesundheit und Wohlbefinden. Leise, wohltuende Hintergrundmusik kann dazu beitragen, dass wir unsere Mahlzeiten langsam und entspannt genießen.