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„Entschlacken“ – gibt’s das wirklich?

3 Min.

Wer sich erschöpft und träge fühlt, dem verspricht Detox einen Frühjahrsputz von innen – und frische Energie! Detox ist zwar in aller Munde, wissenschaftliche Beweise für die „Entschlackung auf die Schnelle“ lassen jedoch auf sich warten. Aber was soll die angesagte Art des Fastens eigentlich bewirken und wie empfehlenswert ist sie wirklich?
 

Detox – den Körper entgiften?

Raus mit allem, was den Körper belastet. So lässt sich diese moderne Form des Fastens mit wenigen Worten beschreiben. Wer sich bislang auf ein Glas Rotwein am Abend oder den Cappuccino am Nachmittag gefreut hat, der muss während einer Detox-Kur darauf verzichten. Denn neben Stress und zu wenig Bewegung betrachten Detox-Anhänger bestimmte Lebensmittel als Belastung für den Stoffwechsel.
Was Detox in deinem Körper so alles bewirken soll? Lies selbst.
 

Entschlackung: ein Mythos 

Detox geht davon aus, dass selbst gesunde Menschen ihren Körper entgiften müssen. Grund für die Ablagerung von Schadstoffen und Giftstoffen, sogenannte „Schlacke“, soll eine Übersäuerung des Körpers sein, die Folge eine träge Verdauung. Detox verspricht für beides Abhilfe. Angeblich kann es:

  • den Stoffwechsel in Schwung bringen,
  • den Säure-Basen-Haushalt ausgleichen, ähnlich wie bei einer basischen Ernährung,
  • die Verbindung von Schlacke und Fett lösen und eine Gewichtsreduktion ermöglichen,
  • Hautprobleme und Müdigkeit verschwinden lassen.

Wie läuft die Entschlackungskur ab? Hier geht’s zu den Detox-Regeln!
 

Detox – so funktioniert’s

Fleisch, Weißmehl, Weizen, Zucker oder Süßigkeiten, Milch und Milchprodukte werden vom Speiseplan gestrichen – sie führen laut Detox-Regeln zu einer Übersäuerung des Körpers. Auch Kaffee, Alkohol und Nikotin sind tabu. Bevorzugt sollen basenbildende Lebensmittel wie Obst und Gemüse verzehrt werden. Sehr beliebt sind z. B. grüne Smoothies. Ausreichendes Trinken wird als besonders wichtig erachtet, um Giftstoffe „herauszuspülen“. Spezielle Tees und Nahrungsergänzungsmittel ebenso wie Detox-Massagen, Dampfbäder oder Yoga sollen den Ausscheidungsprozess angeblich beschleunigen.
 

Frühjahrsputz mit Detox-Tee & Co.: So sinnvoll sind Detox-Produkte wirklich

Wenn im neuen Jahr oder mit Beginn der Fastenzeit bei vielen Menschen das Bedürfnis erwacht, ihren Körper „auf Vordermann zu bringen“, stehen findige Hersteller schon bereit! Sie bieten zahllose Detox-Produkte wie Tees, Pulver und Pillen an, denen sie häufig bemerkenswerte Wirkungen attestieren. Alles Scharlatanerie oder können sie wirklich helfen?
 

Abwarten und Detox-Tee trinken

Kräuter- und Grüntee-Mischungen mit fantasievollen Namen wie Flat Tummy, Skinny Beauty Tea oder Teetox werden von Herstellern begleitend zu Detox-Kuren empfohlen, da sie die Entgiftung ankurbeln sollen. Dafür wandern traditionelle Heilkräuter wie Brennnessel, Löwenzahn, Ingwer oder auch Exotisches wie Mate, Ginseng, Tulsi oder Wassernabelkraut in die nett gestalteten Teebeutel. Wirklich „detoxen“ können diese zwar nicht, für manche Teesorten konnte aber tatsächlich ein gesundheitlicher Nutzen nachgewiesen werden. Das gilt besonders für grünen Tee – dieser soll angeblich krebsvorbeugende Effekte haben und das Risiko reduzieren, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Brennnessel- und Löwenzahntee wird eine leicht entwässernde Wirkung nachgesagt. Generell sind Tees gute Flüssigkeitslieferanten, die durch ihren Geschmack das Trinken erleichtern. Besonders beim Abnehmen und während Fastenkuren kann eine hohe Flüssigkeitszufuhr helfen, Hungergefühle zu reduzieren und das Wohlbefinden zu steigern. Dafür sind jedoch keine preisintensiven Trend-Produkte nötig, hier tun es auch herkömmliche Teesorten.

Bringt’s die Detox-Pille?

Mittlerweile werden Detox-Pillen in jeder Drogerie, vielen Onlineshops, Apotheken und sogar Bioläden verkauft. Im Inneren der Kapseln befinden sich teils Kräuter- und Pflanzenpulver wie hoch konzentriertes Matcha, Spirulina und Acai, teils aber auch Substanzen wie Diosmektit oder Aktivkohle. Letztere wird sonst bei akuten Vergiftungen und Durchfallerkrankungen eingesetzt, trägt aber auch zur Verringerung übermäßiger Blähungen nach dem Essen bei. Alle Inhaltsstoffe haben jedoch gemein, dass sie hinsichtlich des Entgiftens wirkungslos sind. Eine ungesunde Lebensweise kann leider auch durch Nahrungsergänzungsmittel nicht ausgeglichen werden. Jedoch ist der Placebo-Effekt, besonders bei Tabletten, nicht zu unterschätzen: Häufig reicht die Erwartung, dass eine Pille hilft, aus, um eine tatsächliche Wirkung hervorzurufen.
 

Detox-Pulver – mit Vorsicht zu genießen

Ähnlich wie die Detox-Pillen werden auch die Detox-Pulver überwiegend in Onlineshops und im Einzelhandel vertrieben. Auch die Inhaltsstoffe gleichen sich: Zusätzlich zu Superfoods wie Acai und Spirulina gibt es mineralische Substanzen, die im Körper Schwermetalle binden sollen, wie z. B. Diosmektit. Zum Einsatz kommen die Pulver untergemischt in Flüssigkeiten oder im Essen. Aufgrund der Konsistenz sind Pulver schwieriger zu dosieren, sodass es leicht zu übermäßigem Verzehr kommen kann. Die Konsequenzen sind noch unbekannt. Manche Hersteller verarbeiten sogar Laxanzien, also Abführmittel, die in hohen Dosen und über längere Zeit eingenommen zu massivem Flüssigkeitsmangel und Magen-Darm- sowie Kreislaufstörungen führen können.

Wem es hilft und schmeckt: Es spricht natürlich nichts dagegen, die eigene Motivation und das subjektive Wohlbefinden mit Detox-Produkten zu steigern. Dabei solltest du jedoch auf pflanzliche Inhaltsstoffe achten und unbedingt die Hände von Produkten mit Laxanzien (zum Beispiel Flohsamenschalen) lassen.
 

Fazit: Detox – ob der Trend tatsächlich nützt

Ob du nach einer Detox-Kur vor Vitalität strotzt, kann dir niemand versichern. Die Effekte, die das trendige Fasten verspricht, sind fraglich:
Stoffwechselabbauprodukte und Toxine werden normalerweise über den Darm, die Nieren und die Haut ausgeschieden – zusätzliche „Entschlackung“ ist nicht nötig. Das von vielen Anbietern angepriesene Entschlacken und Entgiften des Körpers dient einzig und allein einem Zweck: dem Verkauf ihrer meist überteuerten Produkte.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) weist deutlich darauf hin: Keine der angeblich „entgiftenden“ Wirkungen ist wissenschaftlich nachgewiesen. Ob Detoxing den Stoffwechsel anregt, sei fraglich. Den raschen Gewichtsverlust führen die Expert:innen in erster Linie auf die Energierestriktion und die Abnahme von Wasser zurück. Auf Dauer könne eine strenge Detox-Diät außerdem zu einem Nährstoffmangel, z. B. an Protein und Fett, führen – im Schlimmstfall zu einer daraus resultierenden Essstörung.  
Dennoch könne Detox möglicherweise zum Einstieg in eine bewusstere Ernährungs- und Lebensweise beitragen – sollte aber nicht ohne die Betreuung eines Arztes oder einer Ärztin erfolgen.  
 

Wie du im Alltag wirklich „entgiften“ kannst?

Prüfe zuerst einmal gewissenhaft deinen Lebensstil. Versuche doch beispielsweise, zeitlich begrenzt auf Alkohol, Zigaretten oder zeitfressende Apps wie Instagram zu verzichten. Setze außerdem auf regelmäßige Bewegung und eine ausgewogenere Ernährung. Denn durch einen hohen Verzehr von Obst und Gemüse wird der Körper ausreichend mit Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen versorgt. So erreichst du auch schneller dein Wohlfühlgewicht. Orientiere dich auch an den 10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), damit greifst du automatisch öfter zu Lebensmitteln, die eine basische Ernährung fördern. Bei der Lebensmittelauswahl hilft dir die Ernährungspyramide.

Marina Conrad
Autor:in
Marina Conrad
Ernährungsökonomin

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